15.10.2015
Besichtigung der Zuckerfabrik Frauenfeld
Bericht Annemarie Giger
Der Wiler Club besucht die Zuckerfabrik in Frauenfeld
106 g Zucker pro Tag! Das ist die durchschnittliche Menge an Zucker, die jeder Einwohner der Schweiz täglich zu sich nimmt. Kein Wunder, dass die Zuckerwirtschaft und der inländische Rübenanbau heute von grosser wirtschaftlicher Bedeutung sind. Die beiden Schweizer Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld verfügen über modernste technische Einrichtungen. Über 6000 Schweizer Landwirte bauen auf einer Fläche von rund 20 000 Hektaren Zuckerrüben an. Daraus produziert die SZU (Schweizer Zucker AG) pro Jahr rund 250 000 Tonnen Schweizer Zucker. Damit generiert die Schweizer Zuckerwirtschaft eine Wertschöpfung von rund 250 Millionen Franken pro Jahr. Die Verarbeitungskapazitäten liegen heute während der Rübenerntezeit (Kampagne) in beiden Fabriken (Aarberg und Frauenfeld) bei je 10 000 Tonnen Rüben täglich.
Auf Anregung von Rolf Ansorge, der für die Zuckerfabrik Frauenfeld Betriebsbesichtigungen durchführt, hatten die Mitglieder des Wilerclubs SiN Gelegenheit, die „Zucki“ in der Hauptbetriebszeit genauer kennenzulernen. Vorgängig zu dieser Besichtigung trafen sich die meisten von ihnen zu einem guten Mittagessen in der Kantine der Fabrik.
Nach dem Essen ging es vorerst zum Platz wo das Rohmaterial, die Zuckerrüben, angeliefert werden. Fast pausenlos treffen landwirtschaftliche Gefährte, teils mit mehreren Anhängern, beim Abladeplatz ein. Bei jeder Lieferung wird zuerst der Name des Lieferanten registriert und eine Rübenprobe genommen, auf Grund derer die Qualität, der Zuckergehalt und der Erdanhang des Materials festgehalten wird. Mit Hilfe von Wasser, das durch ein weitläufiges, unterirdisches Kanalsystem führt, werden die Zuckerrüben vom Sammelplatz zu den einzelnen Verarbeitungsmaschinen geschleust. So kommen sie zuerst in die Waschanlage, dann in die Schnitzelei, wo sie zerkleinert werden. Im Extraktionsturm erfolgt die Entzuckerung der Schnitzel. Der gewonnene Rohsaft muss gereinigt werden, dies u.a. mit Hilfe von Kalkmilch und Kohlendioxyd. Der filtrierte gereinigte Dünnsaft wird anschliessend in der Verdampfstation zu Dicksaft. In grossen Kochapparaten wird nochmals weiter eingedickt und kristallisiert. Schlussendlich wird der Kristallzucker in grossen Zentrifugen von der Melasse getrennt. Letztere ist ein Nebenprodukt, das noch zur Herstellung von Hefe verwendet werden kann. Nach dem Passieren der Zentrifugen ist der Zucker an sich fertig, er muss aber noch sehr gut getrocknet werden, bevor er in einem der drei grossen Silos gelagert wird. Dort wartet er auf den Abtransport in die Abfüllanlage nach Rupperswil, die für beide Zuckerfabriken im vollen Jahresbetrieb arbeitet. Die Lagerkapazität in den Frauenfelder Silos beträgt rund 125 000 Tonnen, was einer Jahresproduktion aus rund 850 000 Tonnen Rüben entspricht. Wahrlich eindrückliche Zahlen!
Die Zuckerfabrik Frauenfeld beschäftigt zwar ganzjährig eine Anzahl von Mitarbeitern, die in der „nicht produktiven Zeit“ alle Räume und Maschinen warten und wenn nötig Reparaturen vornehmen. Während der Erntezeit, von Mitte September bis Mitte Dezember, sind alle mit dem Produktionsablauf beschäftigt und während dieser Zeit müssen noch zusätzliche „Temporär-Mitarbeiter“ aufgenommen werden.
Beim Besuch des Wiler-Clubs lief alles auf Hochtouren und alle waren beeindruckt von der hohen Arbeitsleistung von Mensch und Maschine. Dass man einen solchen Betrieb nur als Gruppe besuchen kann, versteht sich von alleine.
Rolf Ansorge hat uns das ermöglicht. Ihm gilt ein ganz besonderes Dankeschön!
zu weiteren Angaben der Produktion >> Schweizer_Zucker_AG_Zahlen.pdf<<
Hier ist die Fotoshow von Gisela Kauf
Hier ein paar Bilder-Impressionen vom Rundgang: