20. Oktober

2022 Besuch im Typorama Bischofszell.

Organisation und Bericht: Rolf Ansorge, Bilder: Susanne, Urs und Rolf.,  https://www.typorama.ch/

Am Donnerstag, den 20 Oktober 2022, trafen sich 10 Mitglieder des Wilerclubs SiN zum gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Linde in Bischofszell. Nach dem schmackhaften und feinen Mittagessen marschierten wir durch die interessante Altstadt mit ihren schmucken Häusern, zur Thur hinunter, wo wir noch 3 weitere Teilnehmer begrüssen konnten. Im ehemaligen Industrieareal ist auch das Typorama beheimatet. Es ist ein typographisches Museum und zugleich ein Produktionsbetrieb, in dem noch heute Druckerzeugnisse in der faszinierenden Bleisatz-Technik hergestellt werden. Bei Führungen kann diese Technik direkt erlebt werden.

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Geschichte des Typorama

1979 kaufte Paul Wirth eine Setzmaschine Linotype Ideal, mit Baujahr 1912 und legte damit den Start für das erste Setzmaschinen-Museum in St.Gallen. Die Schriftsetzerei wurde in dieser Zeit durch den Fotosatz abgelöst. Im Laufe der Zeit entstand durch weitere Zukäufe eine komplette Buchdruckerei, die die Entwicklungsschritte des 20. Jahrhunderts zeigte. Paul Wirth nannte es «Das kleine Setzmaschinen-Museum». In diesem Museum wurde weiterhin produziert und mit der Zunahme des Auftragsvolumens der historischen Druckerei führte 1995 zur Namensänderung in Typorama.

1997 wurde der Förderverein Typorama gegründet. Mit dem Umzug nach Bischofszell, an den heutigen Standort, konnte das Sammelgut, welches in verschiedenen Aussendepots gelagert waren, zusammengeführt werden. Nun konnten die Druckereischätze endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der Schriftsatz

Gutenberg (1400-1468) ist der Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metall-Lettern und Druckerpresse. Sein grösstes Werk ist die berühmte Gutenberg-Bibel, welche zwischen 1452 und 1454 entstand. Ebenso erfand Gutenberg auch eine spezielle Legierung aus Zinn, Blei und Antimon, ebenso eine ölhaltige schwarze Druckfarbe. Für den Druck konstruiert Gutenberg auch eine Druckerpresse. Damit war das mühselige Abschreiben von Texten per Hand Geschichte, was einer eigentlichen Revolution in dieser Branche gleichkam.

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Der Schriftguss zur Herstellung der Metall-Lettern im Typorama besteht aus einem Schmelzofen für Blei und einem Handgiessgerät, welches bei Vorführungen benutzt wird.Damit liessen viele massgenaue identische Lettern und Zeichen herstellen.

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Der Handsatz besteht aus Gassen, Schriftregalen mit 125 Fächern und Aufbauten für die Blindzeichen in verschiedenen Breiten.  Wichtigstes Werkzeug des Handsetzers ist der Winkelhaken, indem die Buchstaben und Leerräume aneinandergereiht werden. Eine zum Druck fertige Zeitungsseite hat ein Gewicht von ca. 30 Kg., also Schwerarbeit für die Schriftsetzer. Problematisch war ein vergessener Buchstabe, weil der Text wieder mühsam nachgeschoben und neu ausgerichtet werden musste.

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Der Maschinensatz zeigt Modelle von Setzmaschinen der Linotype, in verschiedenen Ausführungen und einen Typographen von ca. 1930. Sogar ein russischer Nachbau von 1989 einer Linotype Modell 16 unter der russischen Bezeichnung Neotype 2N-140 und dem Namen «Rossija» und grün gespritzt ist, gehört zur umfangreichen Sammlung. Sie war bestimmt für das Druckhaus Karl Marx in Chemnitz. Die politischen Veränderungen führten zu einer Umstrukturierung des Druckhauses und die Einführung moderner Drucktechnologien. Dadurch kam die Maschine nie zum Einsatz. Sie wurde damals an das Typorama in St.Gallen verkauft. Heute steht sie nun quasi fabrikneu und betriebsfähig seit 2001 im Typorama Bischofszell. Mit ihrem leuchtend grünen Farbkleid kann man sie nicht übersehen. Die verschiedenen Zeilen-Setzmaschinen sind restauriert. Einige davon wurden an unserer Führung auch im Betrieb vorgeführt. Es war schon erstaunlich, mit welcher Präzision diese technischen Wunderwerke heute noch laufen.  

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Die Druckerei

Im hellen Maschinensaal stehen viele interessante Druckmaschinen. An der DINGLER Kniehebel-Handpresse von ca. 1850 konnten die Teilnehmer ihre Kräfte messen und den Appenzeller Kalender 2021, 300. Ausgabe in schwarzer Farbe drucken. An der Handtiegelpresse wurden dem Kalender noch die Texte in roter Farbe zugefügt. Der Betrieb der grossen Schnellpressen faszinierte die Besucher. Gewaltig, was da an Eisen und diversen Teilen verbaut wurden, um die Funktionen in hoher Präzision zu gewährleisten.Es war unübersehbar, wie sich die Druckerei im Laufe der Zeit veränderte.

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Zum Schluss plauderten wir noch mit den beiden Führern über dies und das. Dabei kamen tolle Anekdoten aus ihrer Zeit als Druckerei-Mitarbeitern ans Tageslicht, was immer wieder zum Schmunzeln führte.

Das war ein unvergesslicher Ausflug des Wilerclubs SiN nach Bischofszell ins Typorama. Über einen romantischen Weg gelangen wir wieder zum Bahnhof Bischofszell-Stadt, wo sich unsere Wege trennten.

Herzlichen Dank an die Mitarbeiter des Typoramas, Heinz Wiggenthaler und Hans Mühlethale für die fantastische Führung. Dank auch unserem Organisator Rolf für den tollen Ausflug.

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Hier folgt nun die grosse Bildershow, mit Bildern von Susanne, Rolf und Urs.

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